Ist die Zeit der Superchefs vorbei? Bild: Julien Tromeur Fotolia
Der Artikel „Macht in Bewegung – Führen ohne Hierarchie“ von Andree Martens (managerSeminare Juni 2015) beleuchtet alternative Formen der Macht in Organisationen. Derzeit bauen die meisten Organisationen auf das Prinzip der strukturellen Macht. Hierarchische Systeme haben sich über viele Jahrhunderte durchgesetzt. Allerdings entwickeln sich vor allem in sehr dynamischen Umfeldern, in dem der Erfolg durch die Zusammenarbeit hochspezialisierter und -qualifizierter Menschen bestimmt ist, mehr und mehr alternative Modelle wie Scrum, Canvas, Design Thinking, Holocracy.
In diesem Zusammenhang ist die Metapher der Erhaltung der Machtenergie (analog zum Prinzip der Energieerhaltung) ein interessantes Denkmodell: In (geschlossenen) sozialen Systemen ist die Macht analog zur Energie eine konstante Größe. Sie kann umverteilt oder umgeformt werden, bleibt allerdings in Summe erhalten. Die Frage ist nur inwieweit die verfügbare Machtenergie in den Dienst gemeinsamer oder egoistischer Ziele gestellt wird. Strukturelle Macht (z.B. in Form einer starren Hierarchie) begünstigt Eigenschaften, die den Ansprüchen sehr komplexer Aufgabenstellungen nicht gerecht werden: Die aktive und eigenverantwortliche Mitgestaltung wird durch solch unflexible Machtstrukturen behindert. Es geht mehr darum dem Mächtigen zu gefallen als das Sinnvolle zu tun. Im Gegensatz dazu wird heute mehr und mehr hochgradig vernetzte intelligente Interaktion benötigt, in der jede Person situationsabhängig seine Beitrag zur Führungsarbeit leistet. Im freien Spiel der Kräfte bildet sich allerdings sehr schnell das archaische Machtgefüge nach dem Recht des Stärkeren heraus.
Wir können Machtausübung nicht verhindern, sondern es geht darum Macht so zu verteilen und umzuformen, dass sie im Sinne gemeinsamer Ziele wirksam wird. In diesem Zusammenhang lassen sich alternativ oder ergänzend zur strukturellen Macht folgende Machtformen identifizieren: Informationsmacht, methodische Macht und Identifikationsmacht. Diese Macht kann sehr unterschiedlich in einem Team verteilt sein. Da ist der Spezialist, der bei bestimmten technologischen Themen die Führung übernimmt. Da ist der Projektleiter der durch methodisches Wissen Konflikte löst und Entscheidungsprozesse moderiert. Da ist der Visionär, der seine Kollegen für ein Projekt begeistern kann. Bei rein strukturellen Machtgefügen besteht die Gefahr, dass fachliche Genialität, methodische Kompetenz und Identifikationsbereitschaft verkümmern, wenn der Machthaber diese Felder nicht bedienen kann und nicht bereit ist Macht abzugeben. Und das ist bei hoher Komplexität und Dynamik sehr wahrscheinlich. Neue Ansätze wie fluide Organisationen stellen sich diesem Problem, indem sie beispielsweise kontextabhängig Verantwortung, Entscheidungsbefugnisse und Weisungsbefugnisse anpassen. Der Fachexperte übernimmt in seinem Fachgebiet das Zepter. Bei Problemlösungsprozessen übernimmt der Methodenspezialist als Moderator, usw. Voraussetzung ist ein hoher persönlicher Reifegrad der Beteiligten, der es erlaubt zwischen Situation und Person zu trennen und Machtansprüche und Statusstreben einem gemeinsamen Ziel und einem höherem Sinn unter zu ordnen (sozialisiertes statt personalisiertes Machtmotiv, sinnvolle Macht statt Macht als Selbstzweck). Es geht darum, verantwortungsvolle Machtverteilung und freiwillige Gefolgschaft in einer Gemeinschaft von reifen Menschen zu entwickeln, die Status- und Machtstreben einem gemeinsamen Sinnstreben unterordnen. Mein Kommentar: Die hier beschriebenen Modelle erfordern eine hohe Reife gerade bei ausgeprägten Alpha-Tieren. Ich würde sie als Weisheit bezeichnen. Ich denke, dass es schon immer Führungskräfte gab, die bereit waren Macht mit Ihren Mitarbeitern zu teilen. Doch leider haben traditionelle Führungsstrukturen oft mehr die gefördert, die ihren ungeteilten Machtanspruch mit allen Mitteln durchzusetzen wussten statt die, die bereit waren Macht zu teilen.
Sie interessieren sich für systemisches Projektmanagement bzw. für die menschliche Seite des Projekterfolgs. In meinem Blog systemisches Projektmanagement sammle ich für Sie Wissenswertes, Unterhaltsames und Hilfreiches zum Thema Systemisches Projektmanagement im Speziellen und zur menschliche Seite des Projekterfolgs im Allgemeinen. Ich freue mich über Anregungen, Tipps und Kommentare (Kontakt)
Blog Systemisches Projektmanagement von Peter Siwon
Folgende Beiträge rund um die Projektarbeit habe ich unter anderem in den letzten Jahren veröffentlicht und anschließend in meinen Blog Systemisches Projektmanagement aufgenommen:
Bedürfnisse als Quelle von Erfolg und Misserfolg
Juli 2017: Ob ein Projekt erfolgreich startet, hängt davon ab, ob die Beteiligten eine Chance sehen, dass im Projektverlauf ihre Bedürfnisse befriedigt werden…
Wie Konflikte Projekte bereichern
April 2017: Wie wir mit Unterschieden in Projekten umgehen, ist entscheidend für unseren Erfolg.
Knick in der Projekt-Optik
Januar 2017: Illusionen und ihre Wirkung auf die Projektarbeit
Trends in der Embedded-Softwareentwicklung
November 2016: Die Bedeutung von Architekturen und Frameworks
September 2016: Interview Systemisches Projektmanagement Teil1/Teil2
Von Hunden, Katzen, Projektleitern und Chefs
September 2016: Menschen beanspruchen sichtbare und unsichtbare Territorien für sich. Wer ihre Grenzen verletzt, wird als unangenehm oder auch als bedrohlich empfunden…
Projektmanagement: Darauf kommt´s an!
Juli 2016: In meinen Trainings und Coachings werde ich immer wieder gefragt: Worauf kommt es bei gutem Projektmanagement an?
Regelmäßiges Projektmanagement-Bücherwurmen lohnt sich
Mai 2016: In den letzten Wochen habe ich meine Trainings einem intensiven Review unterzogen. Die Welt bleibt ja nicht stehen. Dabei habe ich mich durch verschiedene Literatur durchgearbeitet, das Gelesene mit meiner Erfahrungen verglichen, Inspirationen und Ideen gesammelt. Das Beruhigende dabei war, dass sich bei den wesentlichen Dingen nicht viel geändert hat.
Projekterfolg durch emotionale Kultur
Mitmenschen statt Kanonenfutter
Sag mir, wie Du Dich fühlst, und ich sage Dir, wie Dein Projekt läuft (Bild: foto art Elisabeth Wiesner).
März 2016: Diese folgende Kolumne beleuchtet die Bedeutung der emotionalen Kultur für den Projekterfolg ganz im Sinne des systemischen Projektmanagements. Wir können Projektmanagement und Menschen mit Ihren Gefühlen nicht getrennt voneinander betrachten. Projekterfolg hängt auch davon ab, ob wir die emotionalen Seiten der Projektarbeit erkennen und verstehen und wie wir mit ihnen umgehen.
Wie geht’s Ihnen gerade? Das ist jetzt keine beiläufige Höflichkeitsfloskel, wie sie bei Telefonaten immer häufiger einleitend benutzt wird. Sie erzeugt bei mir immer eine gewisse Unsicherheit, weil ich nie so recht weiß, ob der Anrufer tatsächlich Interesse an meinem derzeitigen Befinden hat. Nein, ich meine es wirklich ernst. weiter
Halo, wie ist Dein Projekt gelaufen?
Märchenhafte Erfolgsrezepte für Projekte
Halo-Effekt in Projekten: Ein Beitrag zum Blog Systemisches Management (Bild: foto art Elisabeth Wiesner)
Im Februar 2016 erschien folgender Artikel in der ELEKTRONIKPRAXIS, den ich in meinen Blog Systemisches Projektmanagement aufgenommen habe:
Wenn Sie mich jetzt eines Schreibfehlers in der Überschrift überführt zu haben glauben, kann es sein, dass ich jetzt das Opfer des Halo-Effekts werde. Er führt dazu, dass Sie mich aufgrund meiner Rechtschreibung auch sonst für inkompetent halten. Der Halo-Effekt stellt eine weit verbreitete und meist unbemerkte Form der Fehleinschätzung dar, die auch in der Projektarbeit Ihre Wirkung zeigt. weiter
Gescheiterte Projekte sind Glückssache
Wie viel Einsatz ist ein Projekt wert?
Nicht immer, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, ist es eine Katastrophe; Beitrag zum Blog Systemisches Management (Bild: foto art Elisabeth Wiesner)
Im Dezember 2015 erschien folgende Kolumne, die ich in meinen Blog Systemisches Projektmanagement aufgenommen habe:
Wer den Erfolg will, geht damit auch ein Risiko ein: den Misserfolg. Die Bewertung von Erfolg und Misserfolg ist allerdings eine Frage der Perspektive. Wenn Sie Lust haben, erfahren Sie hier meine persönlichen, vielleicht etwas verqueren Ansichten dazu. Zum Beitrag
Versteckte Ressourcen in Projekten entdecken
Wie Sie mit Projektfrust besser klar kommen
Auch wenn es sich oft nicht so anfühlt, viele Hindernisse sind versteckte Chancen (Bild: foto art Elisabeth Wiesner)
Im Oktober 2015 wurde folgende Kolumne veröffentlicht: Sie – ja, Sie – meine ich! Sie gehören doch auch zu den Abenteurern im Technologiedschungel. Nicht so bescheiden! Wenn Sie die ELEKTRONIKPRAXIS lesen, zähle ich Sie zu den mutigen Menschen, die sich immer wieder neu in diesen Dschungel wagen. Sie werden möglicherweise im Gestrüpp von Leiterbahnen gefangen oder im Codesumpf langsam versinken. Kleine und große Bugs saugen wie Parasiten Zeit und Geld aus Ihrem Projekt. Und wenn Sie dann erschöpft, aber immerhin lebend Ihr Ziel erreichen, fragt Ihr Chef, warum das nicht schneller gegangen ist.
Projektarbeit funktioniert auch ohne Hellseherische Fähigkeiten; ein Beitrag zum Blog Systemisches Projektmanagement (Bild: foto art Elisabeth Wiesner)
Am 05/2015 wurde folgender Artikel veröffentlicht, den der nun in meinen Blog Systemisches Projektmanagement zu finden ist:
Los Leute, wir werden heute agil und ab morgen schnurren unsere Softwareprojekte wie Kätzchen. Vieles deutet darauf hin, dass sich komplexe Softwareprojekte mit agilen Methoden effektiver durchführen lassen. Das liegt vor allem daran, dass sich die Projektteams schneller und entschlossener ihrer Realität stellen. Doch das bekommt man nicht von heute auf morgen geschenkt. Warum ist das so? Hier eine Erklärung mit einem nochmal zugedrückten Auge …
Systemisches Projektmanagement
Mit der Lücke leben: Systemische Prinzipien in der Projektleitung
Wer Projekt managed sollte lernen mit der Lücke zu leben; ein Beitrag zum Blog Systemisches Projektmanagement (Bild: foto art Elisabeth Wiesner)
Im Februar 2015 erschien der folgende Fachbeitrag, den Sie nun in meinen Blog Systemisches Projektmanagement lesen können:
Als junger Projektleiter habe ich mir oft gedacht: Warum machen die ach so erfahrenen Kollegen Dinge, die ich ganz anders machen würde? Leben die denn noch in der Steinzeit? Ich ging teilweise hart ins Gericht mit der Praxis, die ich als ehrgeiziger, tatendurstiger Frischling vorfand. Ach, was hätte ich alles geändert, wenn sie mich nur gelassen hätten. Gemeinsam mit anderen Heißspornen übte ich die virtuelle Palastrevolution, lästerte ich über Kollegen und Chefs. Mir war damals nicht bewusst, dass ich durch mein Verhalten gegen wichtige systemische Prinzipien verstieß. Doch davon gleich mehr.
Machtwechsel als neues Führungsmodell
06/2015: Der Artikel „Macht in Bewegung – Führen ohne Hierarchie“ von Andree Martens (managerSeminare Juni 2015) beleuchtet alternative Formen der Macht in Organisationen. Derzeit bauen die meisten Organisationen auf das Prinzip der strukturellen Macht. Hierarchische Systeme haben sich über viele Jahrhunderte durchgesetzt. Allerdings entwickeln sich vor allem in sehr dynamischen Umfeldern, in dem der Erfolg durch die Zusammenarbeit hochspezialisierter und -qualifizierter Menschen bestimmt ist, mehr und mehr alternative Modelle wie Scrum, Canvas, Design Thinking, Holocracy. weiter
Wozu brauche ich einen Chef?
Wenn Google Google googelt
05/2014: Gerade in der Software- und IT-Branche entwickeln sich neue Formen der Organisation. Dabei werden klassische Führungsmodelle auf den Prüfstand gestellt und das Rollenverständnis von Führungskräften kritisch beleuchtet. Wozu brauchen hochqualifizierte Spezialisten überhaupt Chefs? Würde es nicht auch mit kollegialer Selbstorganisation funktionieren? Die Frage stellte sich auch Google. weiter
Lernagilität hat leider Seltenheitswert
06/2016: In dem Artikel „70-20-10-Wunschdenken“ von Prof. Dr. Axel Koch (wirtschaft+weiterbildung 05_15) wird die populäre 70-20-10 Bildungsformel kritisch unter die Lupe genommen. Denn sie wird seiner Meinung nach unzulässig interpretiert. Sie besagt, dass sich Lernerkenntnisse bei erfolgreichen und effektiven Führungskräften wie folgt zusammensetzen: 70% durch anspruchsvolle Jobs, 20% durch andere Leute, besonders dem eigenen Chef, 10% durch Schulungen und Lektüre …
Weitere Artikel, Kolumnen
In Ergänzung zu den Beiträgen in meinem Blog Systemisches Projektmanagement finden Sie unter folgenden Links weitere Publikationen, Artikel und Kolumnen: