Grenzertragstheorem

Grenzertragstheorem

Für die Leser meines Artikels „Digitale Hyperaktivität“, die Genaueres über das Grenzertragstheorem wissen wollen, erkläre ich hier die Zusammenhänge nochmal im Detail in Bild und Text (oder Video, s.u.).

Das Grenzertragstheorem (abgekürzt GET) bietet ein sehr anschauliches Erklärungsmodell für das hyperaktive Hin-und-her-Gehetze in der digitalen Welt (digitale Hyperaktivität). Es wurde eigentlich entwickelt, um das Nahrungssuchverhalten von Tieren zu erklären. Beispielsweise springen Eichhörnchen nicht zufällig und willkürlich auf Bäumen herum, um Nüsse zu sammeln. Sie optimieren intuitiv das Verhältnis von Energieaufwand durch Bewegung zu Energiezufuhr in Form von Nahrung. Dabei folgen Sie einer Logik, die das Grenzertragstheorem sehr gut erklärt.

 

Grenzertragstheorem
Das Grenzertragstheorem erklärt den optimalen Zeitpunkt zum Wechsel einer (Futter-)Quelle

 

Das Verhältnis von Erntedauer auf einem Baum zur Anzahl der dabei geernteten Nüsse wird logischerweise mit der Zeit immer ungünstiger. Dieser Zusammenhang wird in der Grafik durch die anfangs steile und dann stark abflachende braune Kurve für die Nussausbeute dargestellt. Die optimale Erntedauer auf dem Baum ergibt sich aus dem Berührungspunkt der Tangente, die das Verhältnis von Nussausbeute pro Zeit (Erntedauer + Zeitdauer für Baumwechsel) grafisch ausdrückt.  Dieser Zusammenhang zeigt, dass die Bereitschaft, den Baum zu wechseln, davon abhängt, wie viel Zeit der Wechsel zu einem anderen Baum in Anspruch nimmt und wie attraktiv das Nahrungsangebot auf dem gerade erkletterten Baum ist.

Wenden wir dieses Modell nun auf die Befriedigung unserer Neugier durch die Nutzung digitaler Medien im Vergleich zu anspruchsvollen Tätigkeiten an. Leicht verdauliche und erreichbare Angebote digitaler Medien liefern nicht nur schnellere Befriedigung, sondern führen auch zu einem häufigeren Wechsel der Neugier-Befriedigungs-Quelle. Gleichzeitig bieten sie zumindest kurzfristig das bessere Verhältnis von Befriedigung zu zeitlichem Aufwand.

Grenzertragstheorem und Neugier
Komplexe Tätigkeiten erfordern einen erheblich höheren zeitlichen Aufwand als einfache digitale Reizquellen, bis der optimale Punkt der Bedürfnisbefriedigung erreicht ist. Allerdings bieten sie möglicherweise eine höhere und länger wirksame Bedürfnisbefriedigung.

YouTube-Video Digitale Hyperaktivität: Videolink

https://en.wikipedia.org/wiki/Marginal_value_theorem