Digitale Hyperaktivität:
Wirkung, Hintergründe, Lösungen
Teil1: Phänomene der digitalen Überforderung
( Link Teil2, Link Teil3)
Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass der übertriebene und falsche Einsatz digitaler Medien nicht nur unserer Leistungsfähigkeit schadet, sondern auch unserer körperlichen und psychischen Gesundheit. So kann sich der allseits beschworene Segen der Digitalisierung in einen Fluch verwandeln. Das Smartphone spielt dabei eine besondere Rolle, weil es für viele zum ständigen Begleiter geworden ist. Dieser dreiteilige Artikel zeigt, wie digitale Hyperaktivität entsteht und wie wir sie vermeiden können.

Vielleicht kommen Ihnen Szenen wie diese bekannt vor: Ich arbeite an einem Seminar und google nach interessanten Links zum Thema. Ich lande bei YouTube und schaue mir ein Video an. YouTube kennt mittlerweile mein Interesse an Freiklettern und Apnoe und hält mir gleich ein paar verführerische Videovorschläge vor die Nase. Na gut, warum nicht? Ich bin ja selbstständig und kann mir ein paar Privatausflüge ins Reich der Träume gönnen. Doch da sehe ich aus dem Augenwinkel, dass eine E-Mail eingetrudelt ist. Ok, mal sehen, ob es wichtig ist. Tatsächlich, eine Anfrage. Da klingelt mein Smartphone. Meine Frau! Gut, da muss ich rangehen. Ob sie was zum Kaffee mitbringen soll? Ein Nusshörnchen wäre super. Ich lege auf, und die Vorfreude auf den gemeinsamen Kaffee entert meine Gedankenwelt. Aus diesem Tagtraum erwacht blicke ich auf das Fensterchaos auf meinen beiden Bildschirmen. Was wollte ich gerade noch erledigen? Eine SMS reißt mich aus diesem Gedanken…
Was ich erlebe, ist für viele Menschen Normalität. Ich will keinesfalls die Vorzüge der schnellen Erreichbarkeit (das Nusshörnchen war vorzüglich!) leugnen. Doch deutet meine kurze Szene schon einige Gefahren der digitalisierten Umwelt an. Die Digitalisierung bietet mir viele Gelegenheiten, mein Gehirn gaga zu machen, die ich allzu oft bereitwillig ergreife. Mir schwant, dass dieser selbstgemachte Medienrummelplatz mit schnell rotierenden Multitasking-Karussells mein Gehirn überfordert.
- Wie sieht es da bei Ihnen aus?
- Suchen Sie auch nach Auswegen aus der digitalen Hyperaktivität?
Einige Leser der ELEKTRONIKPRAXIS haben mir bereits ihre kreativen und interessanten Antworten auf diese Fragen zugeschickt – vielen Dank. Auszüge daraus habe ich in diesen Artikel als Zitate eingestreut.
Ein paar Fakten des digitalen Wahnsinns:
- Menschen entwickeln immer schneller ein Gefühl von Langweile.
- Die Angst, etwas zu verpassen, wächst (FoMO: Fear of Missing Out).
- Viele werden durch ihre digitalen „Helfer“ zu häufig in ihrem Arbeitsfluss gestört. Das führt zu höherer Stressbelastung und Frustration. Sie empfinden höheren Zeitdruck und erkranken öfter.
- Der häufige Wechsel zwischen Tätigkeiten, der durch digitale Geräte erleichtert und beschleunigt wird, führt zu geringerer Produktivität und Qualität.
- Mobiltelefone wirken sich alleine durch ihre Anwesenheit negativ auf unser soziales Verhalten (Empathie, Vertrauen etc.) aus.
- Die Zeit und letztlich auch die Fähigkeit zur Beschäftigung mit eigenen Gedanken und Überlegungen geht immer mehr verloren. Damit sinkt gleichzeitig die Chance, durch Reflexion des eigenen Verhaltens und seiner Folgen diesen digitalen Teufelskreis zu durchbrechen.
Vieles deutet darauf hin, dass digitale Hyperaktivität erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringt. Warum neigen wir dazu, uns durch digitale Medien immer wieder unterbrechen und ablenken zu lassen? Es ist unsere Neugier. Dieser Hunger nach immer mehr neuen Informationen ist eine starke Triebkraft, die der Menschheit im Laufe ihrer Evolution viele Vorteile brachte. Im Grunde wären alle kulturellen, gesellschaftlichen, geistes- und naturwissenschaftlichen Errungenschaften ohne diesen Hunger nach Neuem nicht möglich gewesen. Diese Erfolgsgeschichte hat sich in unserem Gehirn im Laufe der Evolution auch physisch manifestiert. Unser Belohnungssystem im Gehirn reagiert sehr erfreut auf neue Eindrücke, vor allem, wenn sie mit einer unmittelbaren Belohnung für unsere Neugier verbunden sind. Kein Wunder, dass Facebook und Co. ihre Nutzer – oder sollte ich besser sagen: Abhängigen? – so in ihren Bann ziehen. Sie wirken wie Spielautomaten, die ständig kleine Gewinne für ein paar Klicks mit der Maus oder Wischer über das Touchscreen ausschütten. Da knausert das Belohnungssystem des Menschenhirns nicht und schüttet fleißig opiumähnliche Stoffe aus, die uns süchtig nach mehr machen. Die digitale Hyperaktivität ist also eine Folge uralter Mechanismen in unserem Oberstübchen.
Digitale Hyperaktivität durch digitale Reizüberflutung
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich habe nichts gegen Digitalisierung. Sie bringt viele Vorteile, wenn wir sie sinnvoll nutzen. Doch auch hier gilt das gute alte Prinzip, das Paracelsus schon vor etwa 5 Jahrhunderten formulierte: „alle ding sind gifft unnd nichts ohne gifft / allein die dosis macht das ein ding kein gifft ist.“ Wie bei der Anwendung von Medizin ist es wichtig, dass wir verstehen, wie Digitalisierung auf uns wirkt, wann sie tatsächlich nützlich ist und wo die Grenzen der Verträglichkeit liegen. Schauen wir uns an, wo die Digitalisierung in unserem Oberstübchen an Grenzen stößt. Diese Betrachtung liefert bereits wertvolle Hinweise, was wir gegen digitale Hyperaktivität tun können.
Ziel-Interferenz: kognitive Steuerung als Flaschenhals
Unser Gehirn kann ganz fix Ziele erzeugen oder anhand von äußeren Einflüssen identifizieren. Aufgrund unserer begrenzten physischen und psychischen Möglichkeiten sind wir aber nicht annähernd so schnell in der Lage, diese Ziele in die Tat umzusetzen. Das beschert uns ein Dilemma, das die Psychologen Ziel-Interferenz (= Überlagerung konkurrierender Ziele) nennen. Wir müssen entweder sehr viel Willenskraft investieren, um uns weiterhin auf eine Sache zu konzentrieren, diese zu beenden und erst dann die nächste Baustelle zu eröffnen. Oder wir springen zwischen mehreren Zielen hin und her, um möglichst vielen irgendwie gerecht zu werden. Die kognitive Steuerung unseres Gehirns ist für die Lösung dieses Dilemmas zuständig. Allerdings stößt sie gerade in der digitalen Welt dabei schneller an ihre Grenzen, als wir es wahrhaben wollen.
Die kognitive Steuerung wird durch drei Faktoren wesentlich bestimmt: Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und Ziel-Management.
Aufmerksamkeit: Unser Gehirn ist in der Lage, unsere Wahrnehmungen zielorientiert zu selektieren. Wir tun dies beispielsweise in einem Kundengespräch, wenn wir das Ziel verfolgen, die Bedürfnisse einer Kundin bestmöglich mit unserer Dienstleistung zu verbinden. Wir achten auf alle Hinweise zu ihren Wünschen. Wir beobachten ihre Mimik und Gestik abhängig von ihren oder unseren Ausführungen. Gleichzeitig beobachten wir unsere eigenen Gedanken und Gefühle. „Wie sicher fühle ich mich in diesem Gespräch?“ Unsere Aufmerksamkeit wirkt wie ein Scheinwerfer, der abhängig vom Ziel die äußere Welt und unsere innere Welt selektiv beleuchtet. Die Lichtstärke, Fokussierung und verfügbare Energie dieser Scheinwerfer können allerdings stark variieren.
Arbeitsgedächtnis: Das Arbeitsgedächtnis bildet die Brücke zwischen Wahrnehmung und Handlung. Es stellt Informationen bereit, um bewusste Denkprozesse zu unterstützen, die in der Lücke zwischen Wahrnehmung und Handlung stattfinden. Es hilft außerdem dabei, zeitliche Veränderungen zu erkennen, weil aktuelle Wahrnehmung und gespeicherte Wahrnehmung verglichen werden können. Es ermöglicht uns auch, zeitliche und inhaltliche Zusammenhänge herzustellen. Ohne Arbeitsgedächtnis wäre es unmöglich, ein Gespräch zu führen oder Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu erkennen. Dies gilt für alle Sinneseindrücke aus der Außenwelt, aber auch für Gefühle und Gedanken unserer inneren Welt.
Ziel-Management: Unter dem Begriff Ziel-Management werden die Fähigkeiten zusammengefasst, mit denen unser Gehirn in der Lage ist, Ziele zeitlich zu koordinieren, situationsgerecht zu priorisieren oder neu zu definieren.
Natürlicherweise kann unser Gehirn nur begrenzte Kapazitäten zur Erfüllung dieser Funktionen bereitstellen. Es versucht dabei, wie ein Jongleur die Ziele wie Bälle in der Luft zu halten. Je mehr Ziele es sind, desto schwieriger lässt sich diese Aufgabe lösen. Digitale Hyperaktivität führt dazu, dass diese Kapazitäten erschöpft werden ohne sie effektiv nutzen.
Schauen wir uns das Zusammenwirken von Aufmerksamkeit, Arbeitsspeicher und Ziel-Management an einem Beispiel an: Wir haben großen Hunger. Unsere Aufmerksamkeit fokussiert sich auf alles, was dieses Bedürfnis befriedigen könnte. Wir gehen nun durch die Straßen und stellen fest, dass wir in einem Gebiet sind, in dem es nicht gerade nach Restaurant und Imbissbuden aussieht (Arbeitsgedächtnis). Wir ändern also unser Bewegungsziel und nähern uns der Innenstadt (Ziel-Management). Wir erkennen die Zunahme von Möglichkeiten, an Nahrung zu kommen (Arbeitsgedächtnis). Doch wir entscheiden uns gegen den erstbesten Fast-Food-Stand, da uns gesunde Ernährung am Herzen liegt (Ziel-Management). Nun sehen wir auf der anderen Seite einer stark befahrenen Straße ein Restaurant, das sehr vielversprechend aussieht (Aufmerksamkeit). Wir stürmen aber nicht über die Straße, da uns das zu gefährlich erscheint (Ziel-Management), sondern halten Ausschau nach einem Fußgängerüberweg (Aufmerksamkeit). Auch wenn wir nun unsere Aufmerksamkeit darauf richten, die Straße sicher zu überqueren, gehen das Ziel Nahrungsaufnahme und das gerade entdeckte Restaurant nicht verloren (Arbeitsgedächtnis). Plötzlich ein Hupen hinter uns! Aus dem Augenwinkel sehen wir schemenhaft etwas auf uns zurasen. Spontan springen wir nach vorne, um der Gefahr zu entrinnen (reflexartige Neuausrichtung unserer Aufmerksamkeit).
Während des oben skizzierten Ablaufs verteilt die kognitive Steuerung die begrenzten Verarbeitungskapazitäten im Gehirn immer wieder neu. Wenn wir die Straße sicher überqueren wollen, investiert die kognitive Steuerung hier die meisten Ressourcen und zieht sie von dem weiterhin aktuellen Ziel, ein Restaurant zu finden, ab. Sobald unsere Sinnesorgane eine plötzliche Gefahrensituation erkennen lassen, erfolgt eine reflexartige Reaktion unabhängig von dem gerade verfolgten Ziel. Unser Gehirn versucht also, unsere begrenzten kognitiven Ressourcen mit Hilfe der kognitiven Steuerung so einzusetzen, dass wir gute Erfolgs- und Überlebenschancen haben. Sie steuert je nach Situation reflexartiges oder bewusstes zielorientiertes Verhalten.
Reflex oder Zielorientierung: Wer gewinnt?
Wir nehmen über unsere Sinnesorgane Signale in unserer Umgebung wahr. Unser Nervensystem versucht damit, unser Verhalten so zu steuern, dass unsere Bedürfnisse möglichst gut befriedigt werden. Im einfachsten Fall handelt es sich um genetisch programmierte Reflexe. Wenn das Nervensystem aufgrund tief verankerter Automatismen eine spontane Reaktion auf Reize auslöst, spricht man von Bottom-Up-Einfluss. Typischerweise treten diese Reize unerwartet, intensiv und plötzlich auf oder sind sehr wichtig für Überleben oder Arterhaltung. Die Reaktionen lassen sich nur schwer oder gar nicht unterdrücken. Beispiele für diese Reaktion sind Schutzreaktionen bei einem Sturz, das Ausweichen vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis oder der spontane Blick auf eine attraktive Person. Pupillen-, Nies- oder Kniereflexe sind Beispiele für Reaktionen unseres Körpers, die wir nicht mithilfe unseres Bewusstseins steuern können.
Unser Gehirn ist allerdings auch in der Lage, Reaktionen auf viele Reize durch bewusste Denkprozesse oder trainierte Reaktionsmuster zu beeinflussen. Beispielsweise können wir durch bewusste Atmung unsere Herzfrequenz senken. Wir können den Reaktionen zur Schmerzvermeidung unterdrücken, beispielsweise wenn der Arzt uns Blut abnimmt. Wir bewerten die Folgen einer Reaktion und entscheiden uns bewusst, ob wir diese Reaktion zulassen oder nicht. Dieser Abwägungs- und Entscheidungsprozess ist nur möglich, weil sich unser Gehirn Ziele setzen und spontane Reaktionen, die diese Ziele gefährden, kontrollieren kann. Ohne diese Entkopplung von Reiz und Reaktion wäre es nicht möglich, Ziele zu verfolgen, die nur verzögert zu einer Bedürfnisbefriedigung führen: Antworten auf komplexe Frage finden, ein Instrument erlernen, Weltmeister werden, einen Beruf erlernen, ein Buch schreiben usw. Wenn unser Verhalten durch bewusste Zielsetzungen beeinflusst wird, spricht man von Top-Down-Einflüssen.
Interessant dabei ist, wie unsere Fähigkeit, Ziele zu setzen, auf unsere Wahrnehmung wirkt. Ziele wirken gleichermaßen als Wahrnehmungsverstärker und -filter. Sie verstärken die Signale der Umwelt, die für die Zielverfolgung nützlich sind, und filtern die heraus, die weniger relevant für den Erfolg sind. Das äußert sich beispielsweise darin, dass z.B. Gegenstände, Personen, Formen, Geräusche, Farben und Gerüche, die für ein Ziel relevant sind, intensiver wahrgenommen werden. Wenn wir ein Projektziel anpeilen, werden wir alle Hinweise, die diesem Ziel dienen, schneller und klarer wahrnehmen. Allerdings sinkt dadurch auch unsere Sensibilität für alle Wahrnehmungen, die keinen Nutzen für dieses Ziel versprechen. Teilweise werden (scheinbar) irrelevante Wahrnehmungen durch eine starke Zielfokussierung komplett ausgeblendet.
Allerdings gibt es Botton-Up-Einflüsse, gegen die sich die meisten Menschen trotz ernsthafter Zielsetzung nicht wehren können. Wenn es hart auf hart kommt, sitzen die Bottom-Up-Einflüsse meist am längeren Hebel. Zu diesen starken Bottom-Up-Einflüssen gehören leider auch das Klingeln eines Telefons, das Ping einer eintreffenden E-Mail und das fröhliche Pfeifen einer WhatsApp-Nachricht. Ob wir es wollen oder nicht, wir werden aus unserer Konzentration auf unser Top-Down-Ziel gerissen. Dann folgt meist ein inneres Gerangel zwischen Bottom-Up-Reiz und Top-Down-Ziel. Unsere Neugier oder die Angst, etwas Wichtiges oder Attraktives zu verpassen (FoMO: Fear of Missing Out), spielen dem Bottom-Up-Gebimmel, -Gepinge und -Gepfeife oft in die Karten. Bei der Vielfalt digitaler Reizquellen kann diese häufige Kapitulation vor ihrer Aufdringlichkeit nicht nur zum Energiefresser und Ziel-Killer, sondern auch zur Gefahr für unsere Beziehungen und Gesundheit werden.
Digitale Bottom-Up-Reize schaffen es mühelos, unsere kognitive Steuerung mit ihren begrenzten Ressourcen Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und Ziel-Management stark zu belasten oder zu überlasten. Schlimmer noch: Wir setzen uns freiwillig ohne Not diesem Reiz-Bombardement aus. Woran liegt das? Das Grenzertragstheorem GET liefert hier interessante Antworten.
Das Grenzertragstheorem GET
Das Grenzertragstheorem (abgekürzt GET) bietet ein sehr anschauliches Erklärungsmodell für das hyperaktive Hin-und-her-Gehetze in der digitalen Welt (digitale Hyperaktivität). Es wurde eigentlich entwickelt, um das Nahrungssuchverhalten von Tieren zu erklären. Beispielsweise springen Eichhörnchen nicht zufällig und willkürlich auf Bäumen herum, um Nüsse zu sammeln. Sie optimieren intuitiv das Verhältnis von Energieaufwand durch Bewegung zu Energiezufuhr in Form von Nahrung. Und das geht so: Das Eichhörnchen sammelt beispielsweise so lange Nüsse auf einem Baum, bis dieser Baum so wenig Ertrag liefert, dass es sich lohnt, den Baum zu wechseln. Es optimiert also den Aufwand, den es durchschnittlich pro Nuss benötigt, indem es rechtzeitig den Baum wechselt.
Die Wissenschaftler Gazzaley und Rosen haben festgestellt, dass unser Verhalten bei der Nutzung digitaler Medien dem gleichen Muster folgt. Sie ersetzen in dem Modell die Nussausbeute durch Neugier-Befriedigung und den Baum durch eine digitale Quelle, die der Befriedigung der Neugier dient. Je ergiebiger eine Befriedigungsquelle für die Neugier einer Person ist, desto länger wird diese sich dort aufhalten. Je näher eine andere attraktive Quelle liegt, desto schneller wechselt sie dorthin. Dies gilt natürlich auch für alle anderen Bedürfnisse, die wir gerne befriedigen. Experimente bestätigen diesen Zusammenhang und bieten so eine gute Erklärung für die digitale Hyperaktivität.
Weitere Details zum Grenzertragstheorem
Erklärvideo „Digitale Hyperaktivität“ und Grenzertragstheorem (Videolink):
Die modernen digitalen Medien bieten sehr viele attraktive Möglichkeiten, um unsere Neugier und andere Bedürfnisse zu befriedigen. Ihre verführerische Kraft wächst dadurch, dass sie oft nur einen Mausklick entfernt sind. Das erklärt die Neigung zu diesem oft wahnwitzig häufigen Herumspringen zwischen Webseiten, E-Mails und allen möglichen Apps.
Die konzentrierte Arbeit an einer komplexen Aufgabe, die Geduld und Ausdauer fordert, bleibt da allzu oft auf der Strecke, selbst wenn sie letztlich eine höhere Befriedigung bietet. Die Neugier-Befriedigungs-Kurve von Aufgaben, die langfristigeren Zielen und Erkenntnissen dienen, verläuft anfangs meist sehr viel flacher als die von SMS, E-Mail, tiktok, Twitter, Facebook, Instagram, WhatsApp und Co.
Fazit:
Digitale Reizquellen wecken oft aktiv unsere Aufmerksamkeit, sind leicht erreichbar und bieten oft eine schnelle Bedürfnisbefriedigung.
Damit sind sie oft erfolgreich im Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit und begünstigen die digitale Hyperaktivität.
Sie erzeugen Zielkonflikte, die zu einer starken Belastung der kognitiven Steuerung führen können.
Maßnahmen gegen die digitale Hyperaktivität müssen diesen negativen Effekten entgegenwirken.
Im Teil 2 dieser Artikelserie schauen wir uns an, wie die kognitive Steuerung nach heutigem Kenntnisstand im Gehirn organisiert ist. Wir werden feststellen, warum Bottom-Up-Einflüsse so stark sein können und welche Rolle Bedürfnisse in diesem Zusammenhang spielen. Wir werden verstehen, warum sich bewusste Zielverfolgung und Multitasking ausschließen und die Aufmerksamkeit lückenhaft und begrenzt sein muss. Dieses tiefere Verständnis hilft uns dabei, Mittel und Wege gegen digitale Hyperaktivität zu finden.
Ich freue mich auf Ihre Anregungen und Rückmeldungen unter digitalisierung()systemisches-projektmanagement.info .
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/grenzertragstheorem/29391
https://en.wikipedia.org/wiki/Adam_Gazzaley
https://technologyformindfulness.com/psychology-technology-dr-larry-rosen/