Teil 3: Digitale Hyperaktivität:
Die (Er-)Lösungen
In Teil 1 und Teil 2 haben wir die Möglichkeiten und Grenzen bewusster Zielverfolgung im Zusammenhang mit der Arbeitsweise unseres Gehirns kennengelernt. Unter welchen Bedingungen besteht nun eine besonders große Gefahr, dass es zu häufigen Ablenkungen und Zielwechseln kommt? Warum lassen wir uns gerade durch digitale Medien so häufig unterbrechen und ablenken? Warum verführen sie uns dazu, auf zu vielen Ziel-Hochzeiten zu tanzen? Was können wir konkret tun, damit wir die Vorteile der Digitalisierung nutzen können, ohne unser Gehirn zu überfordern?
Wann überfordert uns die digitale Welt?
Wie unsere Umwelt auf uns einwirkt und wie wir selbst mit dieser Umwelt interagieren, hat großen Einfluss darauf, wie sehr unser Gehirn überfordert wird. Computer, Smartphones, Smartwatches und Smart-was-weiß-ich-noch-alles spielen dabei in neuerer Zeit eine besondere Rolle. Durch sie wirkt eine allgegenwärtige Flut unterschiedlichster Reize auf unser Gehirn. Das Tempo, mit dem wir mit unserer Umwelt (Menschen, Maschinen, Netzwerken) interagieren, hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Gleichzeitig haben sich Rechenleistung und Speicherkapazität enorm gesteigert. Damit entstanden immer neuere Möglichkeiten, sehr komplexe Programme zu entwickeln und riesige Datenmengen durch immer ausgefeiltere Algorithmen zu jagen. Dieser Technologie-Turbo führte zu einem atemberaubenden Innovations- und Wachstumstempo. Noch nie haben sich Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und Märkte so schnell verändert. Unser Gehirn ist zwar extrem anpassungsfähig, doch es hat sich seit vielen tausend Jahren funktional nicht so verändert, dass es mehr Reize gleichzeitig verarbeiten kann als zu Zeiten der Jäger und Sammler.
Hinter dem dafür geprägten Begriff „Ubiquitäres Computing (Rechnerallgegenwart)“ verbirgt sich gleichzeitig Segen und Fluch der Digitalisierung. Der Segen liegt darin, dass wir jederzeit und überall über scheinbar unendliche Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungsressourcen verfügen. Der Fluch besteht darin, dass der unreflektierte, ungebremste, ja suchtartige Gebrauch dieser Ressourcen nicht nur unser Gehirn überfordert, sondern auch den Menschen als biologisches System. Wir müssen also als Individuen verstehen, was da mit uns passiert, und lernen, die Flut digitaler Reize so zu kontrollieren und zu dosieren, dass wir keinen Schaden nehmen. Als Gesellschaft müssen wir lernen, die technologischen Möglichkeiten vor allem dann zu nutzen, wenn echte Lebensqualität gesteigert und unsere Lebensgrundlagen global geschützt werden können. Diesen Lernprozess durchläuft die Menschheit immer wieder, wenn sie neue Technologien – wie Dampfmaschine, Verbrennungsmotor oder Atomkraft – hervorgebracht hat.
Gedankenexperiment: Sie erledigen eine wichtige Aufgabe, die Ihre ganze Konzentration erfordert. Während Sie das tun, stehen ein paar Kollegen um Sie herum, die durch alle möglichen Sperenzchen versuchen, Ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Der eine piept, die andere pfeift, eine Person hält Ihnen immer wieder hübsche Bildchen vor die Nase, eine weitere Person bimmelt mit einem Glöckchen, und dann gibt es noch einen Spaßvogel, der das Licht ein- und ausschaltet. Zwischendurch platzen noch verschiedene Chefs ins Büro und fordern, dass Sie mal kurz eine andere Aufgabe dazwischenschieben. Wie effektiv können Sie Ihre ursprüngliche Aufgabe erledigen? Wie geht es Ihnen in dieser Arbeitsumgebung? Was würden Sie vernünftigerweise tun, um diesen Irrsinn zu beenden? Ich glaube, die Lösung liegt auf der Hand: Sie würden die Nervensägen vor die Tür setzen und die Chefs bitten, sich untereinander abzustimmen, welche Aufgabe derzeit tatsächlich die höchste Priorität hat.
Erstaunlich ist, dass wir diese naheliegenden Maßnahmen nicht oder nicht so konsequent durchführen, wenn dieser Zirkus über digitale Nervensägen wie Maileingang, SMS, WhatsApp, Mobiltelefone, Festnetztelefone und allerlei aufmerksamkeitsheischende Apps und Popup-Fenster veranstaltet wird.
TikTok, Instagram, Twitter, Facebook, YouTube und Konsorten sind sehr geschickt, immer wieder neue Köder auszulegen, um uns einzufangen und möglichst lange in der zugegebenermaßen attraktiv gestalteten digitalen Falle festzuhalten. Sie funktionieren im Grunde wie Daddelautomaten, die uns immer wieder durch kleine Belohnungen verführen, weiter Zeit und Geld zu verplempern. Alle, die so um unsere Aufmerksamkeit buhlen, wissen genau, dass die Konkurrenz nur einen Klick entfernt ist. Der digitale Happen muss deshalb attraktiv und leicht verdaulich sein. Das Belohnungssystem unseres Gehirns soll möglichst oft ohne den Umweg über bewusstes Nachdenken seine Suchtstoffe ausschütten. Alles, was dem Gehirn Denkarbeit abverlangt und damit das Erfolgserlebnis bzw. Lusterleben verzögert, kann dazu führen, dass wir nach den Ködern der Konkurrenz schnappen. Ganz nebenbei wird unser Köder-Schnapp-Verhalten analysiert. Die Köder werden mit jedem unserer Klicks besser auf unseren Geschmack ausgerichtet und immer gezielter ausgelegt. Das heißt, die Hemmschwelle, die wir überschreiten müssen, um den Köder zu schlucken, wird immer niedriger: Click & Enjoy. Der harte Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit führt zu einer Flut von verführerischen Reizen. Sie nimmt unsere kognitive Steuerung so sehr in Anspruch, dass es uns immer schwerer fällt, uns auf Ziele zu konzentrieren, die unsere dauerhafte und tiefe Aufmerksamkeit erfordern, um es auch zu erreichen. Click & Think & Think & Think & Enjoy – wie langweilig und anstrengend ist das denn?!
Zurück zum Eichhörnchen und dem Grenzertragstheorem
Kommen wir an dieser Stelle zum Grenzertragstheorem zurück. Sie erinnern sich: Das Eichhörnchen konzentriert sich so lange auf das Abernten der Nüsse eines Baumes, bis der Aufwand für weitere Nüsse auf diesem Baum so hoch ist, dass es mehr bringt, einen neuen Baum zu suchen als mühsam die letzten Nüsse eines Baumes ausfindig zu machen. Wenn die Bäume sehr eng zusammenstehen und alle viele Nüsse haben, dann kann das Eichhörnchen beliebig von Baum zu Baum wechseln. Es macht praktisch keinen Unterschied, ob es nur den Ast oder gleich den Baum wechselt. Super für das Eichhörnchen. Wenn nun aber ein Baum besonders gesunde Nüsse hat, die etwas bitter schmecken, und alle anderen Bäume in nächster Nähe sehr wohlschmeckende Nüsse haben, die aber auf Dauer ungesund sind, dann wird die Sache schon kniffliger. Vor allem, wenn das Gehirn des Eichhörnchens beim Fressen der ungesunden Nüsse, die zudem noch ohne Aufwand erreichbar sind, Glückshormone ausschüttet. Wenn das Eichhörnchen (oder der Mensch) nicht lernt, Genuss und Gesundheit durch sein Verhalten ins richtige Verhältnis zu setzen, dann wird es den übermäßigen Genuss bereuen. Anderes Szenario: Die gesunden Nüsse sehen etwas unappetitlich aus und riechen etwas streng. Die anderen Nüsse sehen sehr appetitlich aus, riechen super, sind aber hohl. Das Eichhörnchen kann einfach nicht fassen, dass diese schönen Nüsse hohl sind und öffnet hektisch eine nach der anderen. Auch diese Geschichte könnte tragisch enden.
Die reizüberflutete digitale Welt versetzt uns in ein ähnliches Dilemma. Was Spaß macht oder unsere Aufmerksamkeit schnell an sich reißt, ist oft ungesund oder hohl. Was gesund und sinnvoll ist, erfordert dagegen oft die gelungene Abgrenzung gegenüber konkurrierenden Reizen. Moderne Medien wie Smartphones machen es uns aber immer schwerer, sich von ihnen abzugrenzen. Diese Abgrenzung fällt uns bei unseren Mitmenschen leichter, vor allem mit Hilfe dieser digitalen Verführungskünstler. Menschen, die heute in einer Warteschlange stehen, beschäftigen sich in der Mehrzahl lieber mit ihrem Smartphone, statt die Gelegenheit für die eigenen Gedanken oder ein Gespräch mit anderen Wartenden zu nutzen. Die Smartphone-Apps in der Hand sind attraktiver als die eigenen Gedanken oder die Menschen vor der Nase. Der Grund ist klar: schneller, unkomplizierter, unverbindlicher Lustgewinn bei wenig Aufwand. Weitere Nebenwirkungen dieses unreflektierten Reizkonsums: Je mehr „Information“ aus schnell wechselnden Quellen wir auf diese Weise in uns hineinschlingen, desto weniger bleibt hängen. Viel Input, wenig Output!
Gleichzeitig werden diese Menschen praktisch ständig von immer mehr digitalen „Freunden“ mit Botschaften und Posts traktiert, die zeitnah beantwortet oder geliked sein wollen. Die Folge ist meist, dass Quantität vor Qualität geht. Die Menschen werden selbst zur schnellen, unkomplizierten, unverbindlichen Reizquelle. So potenziert sich das Problem. Viel Input an Zeit und Energie, kein Output.
Gehirngerechter Umgang mit der digitalen Welt
Nun wissen wir so einigermaßen, wie unser Gehirn versucht, mit den Anforderungen seiner Umwelt zurechtzukommen. Wir verstehen nun besser, wann unsere digitale Welt unser Gehirn dabei überfordert. Jetzt können wir systematisch darüber nachdenken, wie wir die Möglichkeiten unseres Gehirns in der digitalen Welt sinnvoll ausschöpfen, ohne sie zu erschöpfen.
Ein Ansatzpunkt liegt in der Nutzung der Neuroplastizität unseres Oberstübchens. Das Gehirn ist im Rahmen seiner natürlichen physischen Grenzen extrem anpassungs- und lernfähig. Wir können die verfügbaren kognitiven Fähigkeiten wie einen Muskel trainieren und optimieren. Wie bei jedem vernünftigen Training spielt hier der ausgewogene Wechsel zwischen Stimulation durch digitale Aktivität und Regeneration durch nicht-digitale Entspannung eine bedeutende Rolle. Ein gute Orientierung bietet folgender Pausenrhythmus:
- nach 30 Minuten: Mini-Pause(Dauer: 5 Minuten)
- nach 2 Stunden: Kaffee-Pause(Dauer: 15-20 Minuten)
- nach 4 Stunden: Erholungs-Pause(Dauer 1-2 Stunden)
Mens sana
Besonders interessant finde ich dabei, dass es eine sehr positive Wechselwirkung zwischen körperlichem Training und kognitiven Fähigkeiten gibt. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich sehr gut belegt. Wir sind also nur dann in der virtuellen Welt leistungsfähig, wenn wir auch unsere körperliche Leistungsfähigkeit im Sinne der alten Weisheit „mens sana in corpore sana“ entwickeln und erhalten. Diese alte lateinische Weisheit deutet auf eine wichtige Tatsache hin: Der Mensch ist schon seit vielen Jahrtausenden in der Lage, mit seinem Gehirn virtuelle Welten zu erzeugen und zu nutzen. Höhlenmalereien sind klare Belege für diese Fähigkeit zur Virtualisierung. Die Digitalisierung bietet schlichtweg nur eine neue, wenn auch sehr komplexe Möglichkeit, diese kognitive Fähigkeit einzusetzen. Wie auch immer die Medien virtuellen Denkens aussehen mögen, wir können sie nur dann wirksam und nachhaltig nutzen, wenn Körper und Psyche gesund sind. Unsere Gesundheit hängt wiederum wesentlich davon ab, ob wir unsere kognitiven Fähigkeiten auch zur Erhaltung einer lebensfreundlichen Umwelt (ökologisch, sozial) einsetzen. So schließt sich der Kreis: Menschen halten Körper und Geist gesund, um eine lebensfreundliche Umwelt zu schaffen, in der sie wiederum Körper und Geist gesund halten können.
Leider ist dieser lebenserhaltende Kreislauf derzeit zu oft unterbrochen: Wir missbrauchen Körper, Geist und Umwelt noch zu oft, um kurzfristig Bedürfnisse auf Kosten von Gesundheit und Umwelt zu befriedigen. Dieser Missbrauch findet teilweise massiv im Zusammenhang mit digitalen Medien statt. Sie machen uns süchtig nach schneller Befriedigung und blind für die Folgen, die daraus mittel- und langfristig entstehen. Die einseitige Digitalisierung von Bildung, Wirtschaft und sozialen Beziehungen führt dazu, dass körperliche Fitness, Naturerleben und reale soziale Kontakte vernachlässigt werden. Die Basis einer erfolgreichen und sinnvollen Digitalisierung, gesunde Menschen in einer intakten Umwelt, wird geschwächt oder gar zerstört.
Die Digitalisierung braucht das Gegengewicht des geistigen, körperlichen und sozialen Erlebens einer realen und lebensfreundlichen Umwelt, wenn sie gelingen soll.
Wir können unsere digitale Welt gehirngerecht gestalten und nutzen. Gehirngerecht meint: Wir gestalten die Interaktion zwischen unserem Denkapparat und der digitalen Umwelt so, dass beide Seiten davon nicht nur kurzfristig, sondern auch nachhaltig profitieren. Nachhaltig heißt, dass wir unsere körperliche und psychische Gesundheit nicht trotz, sondern mit digitalen Mitteln erhalten. Wir entwickeln unsere digitalen Welten so, dass sie unsere Lebensbedingungen nachhaltig verbessern und erhalten, statt sie zu zerstören.
Digitalisierung kann Freiräume schaffen, in denen wir uns intensiver Gesundheit, Freundschaften, Familie, Mitmenschlichkeit, Umwelterhaltung, sozialem Engagement, Selbstreflexion, Erkenntnisgewinn, Spiritualität etc. widmen können. Oder sie kann genau das Gegenteil bewirken. Die Entscheidung liegt bei uns.
Konkrete Ansatzpunkte für gehirngerechte Digitalisierung
Wo liegen nun die Ansatzpunkte, um den Fallen der digitalisierten Welt für unsere kognitive Steuerung zu entgehen? Im Prinzip gibt es dabei zwei Ansatzpunkte, damit wir seltener in die Ablenkungs- und Multitasking-Falle tappen:
- Wir entwickeln eine geeignete innere, mentale Haltung.
- Wir sorgen für geeignete äußere Rahmenbedingungen.
Der mentale Ansatz
Ein Grundprinzip einer Gegenstrategie ist es, folgende Frage zu einer Informationsquelle oder Tätigkeit zu stellen, um schädliche Denk- und Verhaltensmuster zu entlarven:
- Was ist in der aktuellen Situation das bedeutendste Ziel?
Worauf kommt es jetzt besonders an?
z.B. Gesundheit, Sicherheit, Existenzsicherung, Examen, Konfliktlösung, … - Liefert die Informationsquelle oder Tätigkeit einen bedeutenden Beitrag zur Zielerreichung?
- Ist die Aufgabe so schwierig oder komplex, dass sie deshalb viel gedankliche Arbeit erfordert?
z.B. Vorbereitung auf ein Examen, Erstellung eines Geschäftsplans - Ist es mit hohen Risiken verbunden, wenn wir sie nicht sehr konzentriert durchführen?
z.B. Bewegung im Straßenverkehr, Erklettern eines Berges - Geht es um Angelegenheiten oder Beziehungen von hoher Wichtigkeit oder großem Wert?
z.B. Bewerbungsschreiben, Partnerschaft, Kinder - Spielt die Reaktionsgeschwindigkeit eine große Rolle?
z.B. Tischtennis, Börsenspekulation - Spielen Genauigkeit oder Qualität eine große Rolle?
z.B. handwerkliche und künstlerische Tätigkeiten
Wenn wir eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantworten, spricht sehr viel dafür, dass wir uns gezielt vor Ablenkung schützen und Multitasking vermeiden.
Gestaltung geeigneter Rahmenbedingungen
Der Versuchung, im Auto zu telefonieren, können wir dadurch widerstehen, dass wir das Telefon während der Fahrt in den Kofferraum legen, auf „nicht stören“ schalten und den automatischen Hinweis „Fahre gerade Auto und melde mich in der nächsten Fahrpause“ an den Anrufer senden lassen. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir fahren Auto, ohne abgelenkt zu werden, und machen regelmäßig eine Fahrpause.
Wenn wir konzentriert arbeiten wollen, schalten wir alle Störquellen aus und nutzen die Segnungen der Digitaltechnik. Der Vorteil von digitaler Kommunikationstechnik wie Mail, SMS, Twitter etc. liegt darin, dass sie asynchron nutzbar ist, d.h. Sender und Empfänger müssen nicht gleichzeitig den Kommunikationskanal nutzen, damit Kommunikation funktioniert. Dafür haben digitale Medien einen Speicher!
Digitaltechnik sollte nicht dazu dienen, dass wir immer und überall verfügbar sind (= gestört werden können), sondern dass wir zielorientiert entscheiden können, wann und wo wir verfügbar sein wollen und sinnvollerweise sein müssen.
Schluss mit dem unnötigen 24/7-Schwachsinn auf Kosten von Gesundheit, Psyche und sozialem Leben. Wissenschaftliche Studien belegen eindeutig die negativen Folgen, die letztlich immer auch negative wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Leider werden diese banalen Tatsachen oft und gerne übersehen.
Wir machen uns zuerst bewusst, wie häufig wir gestört werden und uns auch selbst ohne Not ablenken. Wir machen uns dann klar, wie viel wir schaffen, wenn wir diese Störungen und Ablenkungen auf das notwendige oder sinnvolle Maß reduzieren. Dazu ist es sehr nützlich, uns selbst zu beobachten und folgende Ereignisse zu protokollieren:
- Wie oft werde ich von der Verfolgung eines Ziels von außen abgelenkt?
Wie viel Zeit kostet mich das?
Beispiel: Hinweistöne von SMS, Mailbox, sozialen Medien - Wie oft lenke ich mich selbst von der Verfolgung eines Ziels ab?
Wie viel Zeit kostet mich das?
Beispiel: Smartphone- oder Mailbox-Check - Wie oft schalte ich durch äußere Einflüsse zwischen verschiedenen Zielen hin und her?
Wie viel Zeit brauche ich, bis ich dann wieder in einen produktiven Arbeitsfluss komme?
Beispiel: Anrufe Ihres Chefs oder von Kunden - Wie oft schalte ich ohne äußeren Anlass zwischen verschiedenen Zielen hin und her?
Wie viel Zeit brauche ich, bis ich dann wieder in einen produktiven Arbeitsfluss komme?
Beispiel: aufgrund eines spontanen Gedankens zu einem anderen Projekt
Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Ablenkungen und Zielwechsel häufiger passieren und mehr Zeit kosten als ich vermutete. Die so gewonnenen Erkenntnisse wirkten bei mir sehr heilsam: Ich blockierte oder vermied gezielt Ablenkungen. Ich organisiere meine Zeit so, dass ein Kompromiss aus produktiver Zielverfolgung und interessanter Abwechslung entsteht. Der Effekt: mehr Produktivität, bessere Qualität, mehr Zufriedenheit.
FoMO: Fear of missing out
Ich sorge für Abwechslung, indem ich nicht von einer digitalen Reizquelle zu einer anderen, sondern ganz bewusst immer wieder aus der virtuellen Welt in die reale Welt wechsle. Kurze Bewegungseinheiten, der Blick aus dem Fenster, Spaziergänge in natürlicher Umgebung, ein kurzer Powernap, der gemeinsame Espresso in der Kaffeeküche, Essen und Trinken genießen, Nutzung analoger Medien wie Flipcharts, Pinnwände und Tafel. Der Nutzen der virtuellen Welt steigt für mich, wenn ich sie immer wieder verlasse, um meinem Gehirn wirkliche Abwechslung oder Entspannung zu gönnen. Probieren Sie´s aus!
Wir können uns sehr gut gegenseitig im Team auf dem Weg zu weniger Ablenkung und Ziel-Hin-und-Her unterstützen:
- Wir regeln unser Kommunikationsverhalten so, dass wir uns weniger gegenseitig stören.
- Wir selektieren und priorisieren unsere Ziele und Maßnahmen konsequenter.
- Wir reflektieren regelmäßig, ob unsere Art der Kommunikation und Zielverfolgung geeignet ist, um als Team nachhaltig gute Ergebnisse zu liefern.
- Wir richten geschützte räumliche und zeitliche Zonen ein, in denen wir uns auf ein Ziel konzentrieren können.
- Wir sorgen für eine methodische Vielfalt, die attraktive Alternativen zu digitalen Tools bietet.
- Wir begegnen uns regelmäßig in der realen Welt zum gemeinsamen Essen, Kaffee und Mittags- oder Gesprächsspaziergang.
Ich bin mir sicher, dass Sie noch viele weitere Ideen finden, wenn Sie sich bewusst folgendes Ziel setzen: Digitalisierung souverän zu beherrschen, anstatt sich von ihr beherrschen zu lassen. Dabei wünsche Ich Ihnen viel Erfolg.
Ich freue mich auf Ihre Anregungen und Rückmeldungen unter digitalisierung()systemisches-projektmanagement.info .