Die guten Seiten der schlechten Laune

07/2010, Peter Siwon: Schlechte Laune hat auch ihre guten Seiten. Forschungsergebnisse des Psychologen Joseph Forgas von der University of New South Wales in Australien zeigen, dass es auch Vorteile hat, wenn ein Teammitglied mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Er befasst sich seit 10 Jahren mit den Auswirkungen von negativen Stimmungen.

Forgas stellte fest, dass sich die Missmutigen im Gegensatz zu den gutgelaunten Zeitgenossen (im Durchschnitt) mehr Details merken können und weniger anfällig für Manipulationen sind, weil sie analytischer und sorgfältiger vorgehen. Die gute Laune verleitet uns dazu weniger wachsam zu sein und schneller auf gewohnte Denkautomatismen zurückzugreifen, vermutet der Forscher. Ganz im Sinne der Ökonomie des Denkens: Warum sich Gedanken machen, wenn alles so wunderbar ist. Interessant ist außerdem, dass gerade die gutgelaunten Probanden besonders davon überzeugt waren, dass ihre Aussagen korrekt sind. Die schlechtgelaunten Personen waren dagegen auch ihren eigenen Aussagen und Leistungen gegenüber skeptischer und handelten überlegter. Außerdem neigt der Gutgelaunte eher dazu die Verantwortung für Fehler auf andere abzuwälzen. Warum sich die gute Laune verderben? Die Missmutigen versuchen dagegen häufiger ihre Meinung mit allen Mitteln durchzusetzen während die gutgelaunten kooperativer sind.

Gute Laune macht

Schlechte Laune macht

oberflächlicher

detailgenauer

manipulierbarer

skeptischer

selbstbewusster

selbstkritischer

intuitiver

analytischer, überlegter

kooperativer

unnachgiebiger

Tabelle: Launen und ihre Folgen auf Denken und Verhalten

Paul Andrews und Anderson Thomson stellten die These auf, dass diese Stimmung vorübergehender Niedergeschlagenheit oder gedrückte Stimmung möglicherweise eine emotionale Problemlösungshilfe darstellt, die sich in der Evolution bewährt hat. In Situationen, die uns mit komplexen und tiefgreifenden Problemen konfrontieren, erhöht sich durch Niedergeschlagenheit die Bereitschaft zum analytischen und selbstkritischen Denken.

Fazit für die Projektarbeit:

Es schadet nichts, wenn das Team oder einzelne Mitglieder auch Phasen schlechter Laune durchlaufen, weil sie ein gutes Gegengewicht zu übertriebener Euphorie bilden, die allzu großzügig über Details hinweggeht. Vielleicht erwachsen gerade aus diesen Phasen wesentliche Impulse für den Projekterfolg und gute Laune. Außerdem: Wie können wir die Erfolge genießen ohne die Phasen der Niedergeschlagenheit kennengelernt zu haben. Gute Gewinner haben gelernt, aus Niederlagen zu lernen. Wie gerade beschrieben, hilft uns die schlechte Laune dabei.

Quellen:

Gehirn&Geist 7-8, 2010

Forgas, J. et al.: Can bad weather improve your memory? Journal of Experimental  Social Psychology 41(6), S. 254-257, 2009

Forgas, J. et al.: Mood Effects on Eyewitness Memory.  Journal of Experimental  Social Psychology 41(6), S. 574-588, 2005

Isaacowitz, D. et al.: Looking While Unhappy, Psychological Science 19(9), S. 848-853, 2008

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