09/2010, Peter Siwon: Neurowissenschaftler schätzen die Anzahl der Synapsen im Gehirn auf 100-500 Billionen. Es sind die Schnittstellen, über die die Nervenzellen Informationen mit Hilfe von Molekülen, sog. Neurotransmitter, übertragen). Alle Denk- und Verhaltensmuster spiegeln sich in der Vernetzung von Neuronen über diese Synapsen wieder. Doch wie kommen diese Netzwerke zustande? Woher weiß ein Neuron, wann und wie es sich mit anderen verbinden soll?
Hier spielen Botenstoffe eine wichtige Rolle. Es handelt sich um Proteine, die als Wegweiser, Zellbausteine und Signalträger dienen. So stimulieren Neuronen mithilfe von Lockstoffen andere Neuronen dazu, Nervenfasern (Axone) in ihre Richtung wachsen zu lassen. Andere Proteine sorgen dafür, dass entweder eine stabile Kontaktstelle zwischen den Neuronen entsteht oder der Kontakt unterbunden wird. Abhängig von der chemischen Stimulation der Neuronen werden so synaptische Verbindungen hergestellt oder unterbunden. Abhängig von der chemischen Stimulation der Synapse wird ihre Übertragungsfähigkeit verstärkt oder abgeschwächt. Die Neuronen geben also nicht nur Informationen, z.B. von den Sinnesorganen, an andere Neuronen weiter sondern auch Anweisungen, wie sich anderen Nervenzellen den aktuellen Bedingungen anzupassen haben. Auf diese Weise kann sich das Gehirn dynamisch den Anforderungen des Lebens anpassen. Lernprozesse beruhen demnach vor allem auf chemisch gesteuerten Umbauprozessen im Gehirn.
Quellen:
– Eßmann Clara, Acker-Palmer Amparo: Feinmechanik des Erinnerns
– Gehirn&Geist, 9/2010